Die dunkle Seite der Künstlichen Intelligenz: Identitätsdiebstahl und neue Kriminalitätsfelder

Künstliche Intelligenz (KI) revolutioniert unser Leben – sie hilft uns, effizienter zu arbeiten, komplexe Probleme zu lösen und kreative Projekte umzusetzen. Doch diese Technologie hat auch eine Schattenseite, die zunehmend in den Fokus von Experten und Strafverfolgungsbehörden rückt. Mario Germano, Präsident des Landeskriminalamts (LKA) Rheinland-Pfalz, warnt eindringlich vor den Gefahren, die von KI ausgehen können, insbesondere im Bereich des Identitätsdiebstahls. In einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur skizziert er ein düsteres Bild von einer digitalen Welt, in der Realität und Täuschung immer schwerer voneinander zu unterscheiden sind.

KI als Werkzeug für digitale Täuschung: Stimmen, Bilder und Videos

In der digitalen Ära hinterlassen wir überall Spuren: Fotos, Videos und Sprachaufnahmen, die wir auf Plattformen wie YouTube, LinkedIn oder TikTok teilen. Was uns oft als harmloser Teil unseres Alltags erscheint, kann jedoch zur Waffe in den Händen von Cyberkriminellen werden. Germano erklärt, dass KI heute in der Lage ist, aus diesen Daten täuschend echte Audio- und Videodateien zu erstellen. „Ich gebe Videodaten von mir preis, ich gebe Stimmdaten von mir preis, und zwischenzeitlich braucht eine KI nicht mehr viel, um daraus perfekte Audio- und Videofiles kreieren zu können“, so der LKA-Chef.

Das Ergebnis? Eine täuschend echte digitale Nachbildung einer Person, die für kriminelle Zwecke missbraucht werden kann. Ein Beispiel: Ein vermeintlicher Firmenchef ruft einen Mitarbeiter an und weist ihn an, eine Überweisung zu tätigen. Stimme und Bild des Anrufers wirken authentisch, doch in Wahrheit handelt es sich um eine durch KI erzeugte Täuschung. Die Möglichkeiten, die diese Technologie bietet, sind so faszinierend wie beängstigend.

Die nächste Generation von Cyberkriminalität

Während Identitätsdiebstahl und Phishing-Mails keine neuen Phänomene sind, erleichtert KI die Arbeit von Kriminellen erheblich. Germano warnt, dass KI-basierte Tools in der Lage sind, personalisierte Phishing-Mails zu erstellen, die täuschend echt wirken. „Durch KI wird es den Tätern in Zukunft möglich sein, auf allen Sprachen perfekt designte Homepages zu erstellen“, sagt er. Diese gefälschten Webseiten könnten dazu genutzt werden, sensible Daten zu stehlen oder finanzielle Schäden zu verursachen.

Noch erschreckender ist die Aussicht, dass KI in der Lage sein wird, komplexe Betrugsoperationen zu automatisieren. Wo früher ein Callcenter mit dutzenden Mitarbeitern notwendig war, reicht heute ein KI-gestütztes System, das in Echtzeit kommunizieren und täuschend echt interagieren kann. „Der eine Täter ist plötzlich in der Lage, Straftaten zu verüben, für die er vorher ein Callcenter brauchte“, erklärt Germano.

Zwischen Faszination und Besorgnis: Die Rolle der Technologie

Die rasante Entwicklung von KI-Systemen wie ChatGPT hat zweifellos viele Vorteile gebracht. Doch wie bei jeder Technologie gibt es auch hier eine Kehrseite. Germano verweist auf dokumentierte Fälle, in denen KI bereits zur Erstellung von Malware missbraucht wurde. Solche Vorfälle zeigen, wie wichtig es ist, sich nicht nur auf die positiven Aspekte von KI zu konzentrieren, sondern auch die potenziellen Risiken im Blick zu behalten.

Die Möglichkeit, KI für illegale Zwecke einzusetzen, stellt Strafverfolgungsbehörden vor enorme Herausforderungen. Nicht nur, weil die Technologie immer leistungsfähiger wird, sondern auch, weil sie oft kostengünstig oder sogar kostenlos verfügbar ist. „Die KI biete Tätern wahnsinnige Möglichkeiten für teilweise umsonst oder kleinen Invest“, warnt Germano.

Die digitale Präsenz überdenken: Ein Rückzug ins Analoge?

Angesichts dieser Entwicklungen stellt sich die Frage, ob viele Menschen ihre digitale Präsenz in Zukunft einschränken werden. Germano deutet an, dass ein „Digital Detox“ oder gar ein vollständiger Rückzug aus sozialen Netzwerken und anderen Online-Plattformen eine mögliche Reaktion auf die wachsenden Risiken sein könnte. Dies wäre ein radikaler Wandel in einer Zeit, in der berufliche Netzwerke wie LinkedIn oder kreative Plattformen wie YouTube für viele Menschen unverzichtbar geworden sind.

Doch der LKA-Chef betont auch, dass es nicht immer notwendig ist, sich komplett aus der digitalen Welt zurückzuziehen. Vielmehr empfiehlt er, bewusster mit den eigenen Daten umzugehen. Einfache Maßnahmen, wie das Vereinbaren von Codewörtern innerhalb der Familie, können dazu beitragen, sich vor Täuschungsversuchen wie dem Enkeltrick zu schützen. Ebenso sollte man sorgfältig abwägen, welche Inhalte man tatsächlich öffentlich teilt – sei es ein Video über die Funktionsweise eines Rasenmähers oder ein persönlicher Post auf Social Media.

Was Unternehmer, Führungskräfte und Selbständige tun können

Für Unternehmer, Selbständige und Führungskräfte, die oft stark in der digitalen Welt präsent sind, ist das Bewusstsein für diese neuen Risiken besonders wichtig. Hier sind einige konkrete Maßnahmen, die helfen können:

  1. Sensibilisierung und Schulung: Mitarbeiter sollten regelmäßig über die neuesten Bedrohungen und Präventionsmaßnahmen informiert werden.
  2. Technologische Schutzmaßnahmen: Der Einsatz von Tools zur Identitätsprüfung und Verschlüsselung kann dazu beitragen, die Sicherheit zu erhöhen.
  3. Prüfung der digitalen Präsenz: Überlegen Sie, welche Informationen Sie wirklich online teilen müssen und ob sie möglicherweise missbraucht werden könnten.
  4. Regelmäßige Sicherheitschecks: Überprüfen Sie Ihre Online-Profile, Webseiten und andere digitale Kanäle auf mögliche Schwachstellen.

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Quelle: https://www.heise.de/news/LKA-Chef-warnt-vor-Identitaetsdiebstahl-durch-KI-10260199.html

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